»So konnte es geschehen, dass bereits im April 1931 die hiesige Ortsgruppe der NSDAP entstand.«
Insofern überrascht es vielleicht nicht, dass 1938 fast zwanzigtausend Menschen im Luna Park, der größten Festhalle von Buenos Aires, mit hochgerecktem Arm den »Anschluss« feierten. Der Erzähler des Romans von Eduardo Sguiglia, La redención del camarada Petrov, erläutert, warum er sich damals den Antifaschisten angeschlossen hatte: »Meine Entscheidung war beeinflusst von der enormen Wirkung, die die Versammlung der kreolischen Nazis im Luna Park auf mich gemacht hatte. Im Herzen von Buenos Aires feierten 20.000 Argentinier in Uniform und mit Fahnen voller Hakenkreuze, dass Hitler Österreich annektiert hatte, während die Presse darüber informierte, dass die Verfolgung von Juden, Marxisten, Sozialisten, Demokraten, Zigeunern, Oppositionellen und Anarchisten absolut fürchterliche Ausmaße erreicht hatte. [...] Auch wegen der polizeilichen Repression, wenige Tage später am Rande der Plaza San Martín, die ich gemeinsam mit meinen Kollegen der medizinischen Fakultät erlitt, weil ich an dem Protest teilnahm, den man organisierte, nachdem sich die Nachricht verbreitet hatte, dass mehr als 200 argentinische Schulen die faschistische Kultur und ihre Werte propagierten. Zwei gebrochene Rippen und eine Woche bei Wasser und Brot in einem schmutzigen Kellerloch.«
Michi Strausfel: Die Kaiserin von Galapagos. Deutsche Abenteuer in Lateinamerika