Veröffentlicht in plumbum
Nr. 9, Frühjahr 2008
Wir belauern uns, das Insekt und ich, es rührt sich nicht, wenn ich die Hand so halte, dass der Schatten es bedeckt, es fällt nicht auf Finten herein, es sieht mich nicht, es riecht.
Ich habe einen Käfig gebaut. Zwischen den Stäben ist Platz, ein Zentimeter, anderthalb. Die Schatten der Stäbe sind schöner als die Stäbe, gebogen, sie gehen bis an die Wand. Das Insekt kann zwischen ihnen hinein und hinaus, es ist eine Art Zuhause. Aber nur ich weiß es. Vergleiche mein Leben mit seinem Leben. Ich rieche es nicht. Ich ducke mich, wenn es sich bewegt, auch wenn es gar nicht mich meint, abends unter der Lampe am Tisch. Ich warte, darauf, dass etwas endet, dass etwas beginnt.
Ich höre Nachrichten in dem Radio im Keller, wo der Empfang so schlecht ist, als wäre Krieg. Es knattert, die Stimmen schwanken, verschwinden, kehren zurück, keuchen, drei Takte Marschmusik.