In der Villa Tugendhat gibt es zwei Treppen. Die eine führt von der Eingangshalle hinauf zu den Schlafräumen der Kinder und Eltern, zu den Bädern und dem nach Südost gelegenen Zimmer des Kindermädchens.
Draußen vor den Fenstern die große Terrasse mit Sandkasten, Pergola und halbkreisförmiger Sitzbank, von wo aus man hinab in den Garten und weit über die Stadt blicken kann.
Die andere führt in die Wirtschaftsräume hinunter, zu Küche und Waschraum. Sie ist ebenso schön und funktional, aber, obwohl sicher sehr viel öfter begangen, treppauf und treppab die Arme des Personals beladen mit Wäsche und Speisen und allem, was gebraucht wurde und fehlte, enger, und nur mit Kunstlicht beleuchtet. Statt aus teurem Naturstein, wie die für Hausherr, Gattin, Kinder und Gäste, nur aus Gusseisen, weiß angemalt.
Der alte Widerspruch, der der Klassen, blieb auch in der modernen Villa unaufgelöst. Nur die Farbe war für alle und alles dieselbe, nämlich keine. Alles war weiß, weiß, weiß.
_asozial_černopolní 45, 613 00 brno
Verwandte Einträge
wo ist hier das zentrum, dachte ich
ich wollte zum zentrum, ich wollte auf diesen punkt steigen
wie auf einen baum
die mitte ist die geometrische darstellung des jetzt
raum und zeit treffen sich dort
wie in dem wort irgendwo (das auch für irgendwann stehen kann)
wie in dem wort fern (das auch früher oder vor langer zeit bedeutet)
erinnerung, sofort: kino bio oko prag
damals vor fünf jahren einer meiner favoriten
fürs schreiben sitzen kaffeetrinken
dort wie jetzt hier einladend verstreut tische und stühle
auf den geschwungenen innenterrassen
tänzerischer minimalstminimalismus ohne rechte winkel
mährische antwort auf weimar dessau auf mies
unter zuckerbäckerarchitektur
versteht man landläufig was andres
hier aber sind die balkons ebenso luftigoval
wie die baiserkokosdoppeldecker
laskonky genannt und die farbe des putzes
gleicht ihrer zitronen/himbeer/pistaziencreme