... und Erwachsene
Und wer jetzt direkt mit dem Schiff nach Japan reisen will, liest vorher das wunderbare, Augen öffnende, humorvolle und auch sehr ernste Buch »Japan für Anfänger« von Pico Iyer. »Seit über zweiunddreißig Jahren lebe ich im Westen Japans, und zu meinem Entzücken weiß ich sehr viel weniger als bei meiner Ankunft.« Iyers Eltern stammen aus Indien, er wuchs in Oxford auf, wohnte in Kalifornien, er reist viel und gern und schreibt Essays, Reportagen und Kritiken für Zeitungen und Zeitschriften. 1985 kam er nach Japan, heiratete eine Japanerin, zog mit ihr in die alte Hauptstadt Nara, er hat japanische Kinder und viele japanische Freunde. Aber trotz all dem Japanischen, das er inzwischen aufgenommen, erfahren und gelebt hat, spürt er die Fremde, seine Nicht-Zugehörigkeit jeden Tag mehr. Iyer ist neugierig, ein genauer Beobachter, kostet gern, was ihm begegnet, und macht sich dazu feine, schwebende Gedanken. Einiges hier ist lyrisch, anderes gleicht kurzen burlesken Theaterstücken, manches ist tieftraurig, alles regt zu balancierendem Nachdenken an. Nicht nur über Japan, sondern auch seine »Kehrseite«, unsere vertraute Welt.
Pico Iyer: »Japan für Anfänger«. Aus dem Englischen von Beatrice Faßbender. Berenberg, 224 Seiten, 24 Euro
FAS Nr. 5, 5. Februar 2023, Feuilleton Seite 38