Eine der »Strategien«, die die Gene dem menschlichen Gehirn gleichsam mit auf den Weg gegeben haben, ist die Fähigkeit zur Simulation, d.h. zum Entwerfen möglicher Welten und fiktiver Zukünfte mit dem Ziel, die Effekte verschiedener Handlungsoptionen zu testen, ohne dabei das Risiko eingehen zu müssen, bei einem Scheitern zu sterben.
Diese Fähigkeit scheint im subjektiven Bewusstsein ihren Höhepunkt erreicht zu haben.
Bewusstsein entsteht vielleicht dann, wenn das Gehirn die Welt so vollständig simuliert, dass diese Simulation ein Modell ihrer selbst enthalten muss.
Bewusstsein lässt sich als Höhepunkt eines evolutionären Trends vorstellen, bei dem sich die Überlebensmaschinen in ihrer Funktion als ausführende Entscheidungsträger von ihren Meistern, den Genen, emanzipieren.
Philipp Sarasin: 1977. Eine kurze Geschichte der Gegenwart, 2021