»DAS MÄRCHEN IST GANZ MUSIKALISCH«Thomas Bernhards Theaterstück »Der Ignorant und der Wahnsinnige«

Hier wurde zum ersten Mal eine umfangreiche Studie vorgelegt, die lediglich einem Stück Bernhards gewidmet ist. In seinem Theaterstück »Der Ignorant und der Wahnsinnige« setzt sich Bernhard mit Mozarts Oper »Die Zauberflöte« auseinander, die für ihn als ein Werk der Aufklärung paradigmatisch für dieses Zeitalter, seine Ideale und Folgen bis in unsere Zeit steht – ja, mit seinem Stück hat er eine Gegen-»Zauberflöte« geschrieben, um das Problematische, das in die Irre oder gar Katastrophe Führende der Aufklärung aufzuzeigen und um auf die Verluste, die das aufklärerische rationale Denken, mit sich gebracht hat, aufmerksam zu machen.

»Doch hier, so zeigt Bettina Hartz in ihrem äußerst präzise geführten Versuch einer Rekonstruktion der Bernhardschen ›Geistesarbeit‹, mag der Zufall den äußeren Anlass geliefert haben, doch beide Texte – das Libretto der ›Zauberflöte‹ und das Lehrbuch des Sezierens – spielen in dem Stück eine bedeutendere Rolle als bisher angenommen. (…) In den Theaterstücken Bernhards wurde vieles als – bühnenwirksamer – ›Unsinn‹ verbucht. Bettina Hartz hat an einem exemplarischen Fall gezeigt, dass diese Lesehaltung dem Text gegenüber inadäquat ist. Wenn ihr Lektüremodell NachfolgerInnen findet, dann wird sich zeigen, dass die Bühnenwelt Bernhards um einiges facettenreicher ist als bisher angenommen.« (Alfred Pfabigan, literaturhaus.at)