Sündenbock gesucht
Ressentiments. In seinem neuen Buch vergleicht Louis Begley den Fall Dreyfus mit Guantánamo – und setzt die Zola’sche Tradition auf beeindruckende Weise fort
»Die Einzelheiten des Falles Dreyfus, der sich, als seine Unschuld nicht mehr zu leugnen war, eine innenpolitische Krise heraufbeschwor, sind heute kaum noch präsent. Dennoch ist der Name des französischen Hauptmanns zum Begriff geworden – einerseits steht er für einen skandalösen Justizirrtum, für das Versagen von Armee und staatlichen Organen sowie für einen aggressiven Nationalismus und Antisemitismus und die Macht der Ressentiments. Andererseits erinnert er an das Engagement von Schriftstellern, Politikern und Anwälten sowie den Einsatz der nationalen und internationalen Presse, die den Fall nicht ruhen ließen, bis er aufgeklärt war.
Und es ist dieses Exemplarische an der Affäre Dreyfus, was Louis Begley, den Schriftsteller und Juristen, gereizt hat, den Fall minutiös zu rekonstruieren. Der Fall Dreyfus: Teufelsinsel, Guantánamo, Alptraum der Geschichte – so lautet der deutsche Titel, und er verweist auf das tiefer gehende Interesse, das Begley mit dem historischen Thema verbindet. Denn im Fall Dreyfus treffen die Elemente zusammen, die uns auch in der jüngsten amerikanischen Geschichte begegnet sind.«
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