Es gibt einen Aktivismus, dem es mehr um die Stärkung der eigenen Identität als um Ergebnisse geht, was zuweilen den Anschein erweckt, als sei die Linke die wahre Erbin des Puritanismus. Und zwar insofern als ihr Sinn und Zweck nicht das Erzielen bestimmter Ergebnisse, sondern die Darstellung der eigenen Tugend ist. Und weil die düstere Freude des Verdammens, zusammen mit dem Überlegenheitsgefühl, das man entwickelt, wenn man sich die Freuden versagt, der dauerhafteste Aspekt dieses Vermächtnisses ist. Die Trostlosigkeit der Welt wird benötigt, damit sich das Drama des eigenen Sich-über-die-Dinge-Erhebens von diesem Hintergrund abheben kann.
Ein anderer Teil des puritanischen Erbes ist der Glaube, dass niemand Freude oder Überfluss haben soll, bis es alle haben, ein Glaube, der einerseits asketisch ist, da er die Entbehrung predigt, und andererseits fanatisch, da er auf eine universelle Utopie wartet. Doch die Freude schleciht sich sowieso ein, der Überfluss strömt ungebeten herbei. (...) Lebensfreude verrät den Aktivismus nicht, sondern stärkt ihn. Und wenn man sich mit einer Politik konfrontiert sieht, die es darauf abgesehen hat, einen zu verängstigen, zu entfremden und zu isolieren, dann ist die Erfahrung der Freude ein wunderbarer erster Akt der Auflehnung.
Rebecca Solnit, Hoffnung in der Dunkelheit. Unendliche Geschichten, wilde Möglichkeiten